Artikel aus dem Jahre 2005 der Heidenheimer Sonntagszeitung mit freundlicher Genehmigung von Juliane Eichblatt.











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„Servo per Amikeco“ – Dienen durch Freundschaft

Die „International Police Association“ ist ein weltweites Netzwerk befreundeter Polizisten – Seit 1958 existiert die Verbindungsstelle Heidenheim

Die „International Police Association“ ist die weltweit größte Berufsvereinigung von Polizeibediensteten. Rund 320 000 Mitglieder in 62 Staaten haben sich dem Leitgedanken „Servo per Amikeco - Dienen durch Freundschaft“ verschrieben, darunter auch 170 aus dem Landkreis Heidenheim.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machte es sich der englische Polizeisergeant Arthur Troop zur Aufgabe, eine weltweite Freundschaftsorganisation für Polizeibeamte zu gründen. Die Idee war ein Zusammenschluss, unabhängig von Rang, Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Sprache und Religion mit der Zielsetzung, das Verständnis zwischen den Völkern zu fördern und zu einer friedlicheren Welt beizutragen. Seinerzeit als Exzentriker belächelt, schaffte es Troop trotz erheblicher Ablehnung seitens der Polizeibehörden, am 1. Januar 1950 die „International Police Association“ ins Leben zu rufen, nicht wissend, dass diese einmal zur größten polizeilichen Organisation überhaupt werden sollte.

Nach und nach griffen andere Länder die Idee auf, bereits fünf Jahre später wurde die erste deutsche Sektion der IPA gegründet. Am 25. März 1958 schlossen sich schließlich Polizeibedienstete aus Aalen und Heidenheim zusammen und riefen zunächst eine Doppelverbindungsstelle mit Sitz in Heidenheim ins Leben, bevor die Mitgliederzahlen die Bildung von zwei selbstständigen IPA-Stellen erlaubte.

Getreu dem in Esperanto verfassten Leitgedanken „Servo per Amikeco - Dienen durch Freundschaft“ wurde schon früh angestrebt, vielfältige Kontakte zu Kollegen im In- und Ausland zu knüpfen. Fast schon legendär ist hierbei die Reise des Heidenheimer Gründungsmitglieds Anton Tilgner, der sich 1962 mit dem Motorroller aufmachte, britische IPA-Freunde in Sheffield zu besuchen und dabei mehr als 3.000 Kilometer zurücklegte. Weitere Höhepunkte in diesen Jahren war der Besuch des damaligen Präsidenten der schwedischen IPA-Sektion und der Aufenthalt von Mitgliedern aus New York und Amsterdam.

Mittlerweile ist die Verbindungsstelle Heidenheim zu einem festen Bestandteil des weltweiten Netzwerks geworden. Freundschaftliche Verbindungen bestehen vor allem mit Döbeln, St. Pölten, Clichy, Newport und Fonyod in Ungarn, aber auch mit Italien, Monaco und Griechenland. Und ständig kommen neue Freundschaften hinzu, mit der Intention, kulturelle Beziehungen zu fördern sowie Allgemeinwissen und berufliche Erfahrung auszutauschen. Aufgrund ihres Zweckes und ihrer Ziele ist die IPA bereits seit 1977 beim Europarat, und seit 1995 bei den Vereinten Nationen mit beratendem Status in der Liste der nichtstaatlichen internationalen Organisationen registriert.

Um diese angestrebten Ziele zu verwirklichen, hält die IPA eine breite Angebotspalette für ihre Mitglieder parat, angefangen bei berufskundlichen und kulturellen Tagungen im In- und Ausland, Gruppenstudienreisen, Fremdsprachenförderung und Stipendien zur beruflichen Förderung. Jugendliche haben die Möglichkeit, an eigens auf sie zugeschnittenen Seminaren oder Austauschprogrammen teilzunehmen. Im hauseigenen Bildungszentrum Schloss Gimborn werden darüber hinaus fortlaufend Seminare zu Themen von nationaler und internationaler Bedeutung angeboten, die jährlich von über 2.000 Personen aus dem In- und Ausland besucht werden.

Auch die IPA-Verbindungsstelle in Heidenheim ist ein stark frequentierter Anlaufpunkt für Mitglieder aus aller Welt. „Wir haben oft ausländische Kollegen zu Gast“, sagt Gerhard Hemauer, der seit dem Jahr 2000 den Vorsitz der Verbindungsstelle inne hat. Dabei passiert es auch, dass sich nicht „nur“ Polizeikollegen aus den benachbarten Ländern bei dem 39-Jährigen melden, sondern dass die Post auch schon mal vom anderen Ende der Welt kommt. „Ein Ehepaar aus Australien hat mich per E-Mail kontaktiert und angefragt, ob es möglich sei, einen Besuch in Heidenheim zu arrangieren. Wir kümmern uns dann um alles, angefangen vom Hotel bis zum Ausflugsprogramm“, so der Polizeihauptmeister.

Mehr Kontakt hat Hemauer allerdings zu den Kollegen des europäischen Auslands, wobei er keine wesentlichen Unterschiede in der Polizeiarbeit selbst erkennen kann. „Meistens ist die Organisation oder die Strukturierung eine andere, wie beispielsweise die Dreiteilung innerhalb der französischen Polizei. Und in Dänemark konnte ich nur staunen, wie wenige Leute ein verhältnismäßig großes Gebiet abdecken müssen. Ansonsten entdeckt man viele Gemeinsamkeiten, man merkt wirklich, dass Europa zusammenwächst“, so der 39-Jährige, der derzeit dabei ist, den Kontakt zu Kollegen in der Schweiz weiter auszubauen. „Es ist einfach ein privates Vergnügen, das zwar viel Zeit in Anspruch nimmt, aber neben jeder Menge Spaß auch Nutzen mit sich bringt.“

Die Freundschaften, die sich innerhalb der „International Police Association“ herauskristallisieren, werden nicht nur privat, sondern auch beruflich rege genutzt. „Es gibt bei meiner Arbeit oft Situationen, in denen ich eben mal schnell etwas über bestimmte Vorgänge oder Regelungen wissen muss“, so Hemauer. „Wenn es sich dabei nicht gerade um persönliche Daten handelt, kann ich zum Telefonhörer greifen und mich mit einem IPA-Kollegen in Verbindung setzen. Das spart enorm viel Zeit, die auf dem offiziellen Dienstweg verloren geht.“

Neben allen Annehmlichkeiten, die das Netzwerk mit sich bringt, kommt auch das soziale Engagement nicht zu kurz. Regelmäßige Spenden fließen in einen Sozialfond der deutschen Sektion, der eigens für in Not geratene Polizeibedienstete und deren Angehörige, gedacht ist. So ließ die IPA im Jahr 1998 dem bei der Fußballweltmeisterschaft schwer verletzten französischen Polizisten David Nivel 100 000 Mark zukommen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York, wurde der alljährliche Polizeiball kurzerhand in einen Benefizball umgewandelt, ebenso bei der Jahrhundertflut in Deutschland. „Das geschieht mehr im Verborgenen“, sagt Hemauer, „Wir sind schließlich nicht darauf aus, Mitglieder auf dem freien Markt zu suchen.“

Viel Wert wird bei der „International Police Association“ jedoch auf den stetigen Kontakt zur Öffentlichkeit gelegt, mit dem Ziel, das Verhältnis zur Polizei zu verbessern. So sind die zahleichen gesellschaftlichen Programmpunkte der Vereinigung, wie Turniere, Ausflüge, Bälle oder einfach nur regelmäßige Treffen, nicht nur den Mitgliedern vorbehalten. „Es kann jeder kommen, den unsere Arbeit interessiert“, so Hemauer. „Wir sind für die Öffentlichkeit da, wie die Polizei auch.“

Juliane Eichblatt

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